Meisterschaften - Schlagberichte 2003

Der Regionalverband 410 „Ems-Vechte-Dinkel“ und seine Meister 2003

Mit Beginn der Reisesaison 2003 umfasste der Regionalverband 410 genau 105 Vereine, in denen 1.200 Mitglieder registriert waren, die in den 10 Reisevereinigungen Epe, Gronau, Ochtrup, Obergrafschaft, Schüttorf, Rheine, Nordhorn, Niedergrafschaft / Neuenhaus, Lingen und Meppen beheimatet waren.

Der Regionalverband wird im Westen von den Niederlanden begrenzt und erstreckt sich im Norden von Meppen bis in den Süden nach Gronau-Epe.

Sitz des Regionalverbands ist Rheine, da dort auch die älteste Reisevereinigung Rheine, gegründet 1921, beheimatet ist.

Alle 10 Reisevereinigungen beschicken eine einheitliche Reiserichtung in süd-südwestlicher Richtung, auf der im Reisejahr 2003 alle Flüge über 400 km und der Jungtaubenendflug als gemeinsame Regionalverbandsflüge ausgeschrieben waren.

Wie aus der Meisterschaftsübersicht ersichtlich, konnte sich der Züchter Günter Prange in allen Kategorien auf dem 1. Platz behaupten. Eine Reportage über diesen Schlag wird es sicherlich noch im Rahmen einer Vorstellung der Verbandsmeister von der Zeitschrift geben. Daher möchten wir uns im Rahmen dieser Veröffentlichung heute dem 2. und 3. Regionalverbandsmeister 2003 widmen.

Die 2. Regionalverbands-Meisterschaft erringt der Sportfreund Helmut Biegel aus der RV Schüttorf. Mit seinen 71 Jahren gehört er zu den „alten Hasen“ im Taubensport. Als Rentner und mit dem nötigen Fachwissen ausgestattet gelang es ihm im Jahre 2003, die hervorragenden Flugergebnisse einzufahren.

Dies ist allerdings kein Einzel- oder Zufallsergebnis. Bereits 1991 wurde er 1. Bezirksmeister im damaligen 8. Bezirk; vordere Platzierungen konnten in den nachfolgenden Jahren immer gehalten werden.

 
Teilansicht des Zucht- und Jungtierschlages

H. Biegel betreibt den Brieftaubensport schon seit 1948, hat aber berufsbedingt, da er oft auf Montagearbeiten raus musste, den Taubensport 10 Jahre unterbrechen müssen. Nach Wiederbeginn im Jahre 1963 in der RV Ahaus und zwei Jahre Zwischenstation in der RV Gronau reist er nunmehr seit 1996 in der RV Schüttorf. In der Transportgemeinschaft Rheine-Schüttorf, die grundsätzlich ihre Tauben gemeinsam auflässt, liegt sein Schlag sicherlich nicht in der günstigsten Lage, wenn man von der gängigen Formel ausgeht „Lang gewinnt, kurz verliert“. Er wohnt westlich vorgelagert vor der RV mit einer der kürzesten Vermessungen aller Züchter. Um Spitze zu fliegen, müssen sich die Tauben rechtzeitig vom Pulk lösen. Dennoch erringt Sportfreund H. Biegel die meissten 1. Konkurse in der RV, in 2002 und 2003 je 6 erste Konkurse. In 2003 sind hervorzuheben die 2. Regionalverbands-Meisterschaft, die 1. Fluggemeinschafts-Meisterschaft, die 1. RV-Meisterschaft und Erringung aller Verbandsmedaillen.

 
Sportfreund Biegel mit einem seiner besten Reisevögel

Was sind das für Tauben, die solche Leistungen erbringen? Es sind Ausgangstauben von Gunnar Leysen, van Loon, Schellens, Fabry, aber auch Tauben, die mit befreundeten Züchtern getauscht werden. Helmut Biegel ist immer auf der Suche nach dem „Passer“. Namen und Abstammungen sind nicht so wichtig, Leistung muß hinter der Taube stecken, die ich mir dazuhole, so H. Biegel.

Über Winter werden 100-110 Tauben gehalten, wobei es nur 6 Zuchtpaare gibt. Aus allen Tauben werden Jungtauben gezogen, für den eigenen Bedarf wird schon auf ca. 50 Jungtauben zu Flugbeginn sortiert. Auf das Spiel mit Jungtauben wird derzeit kein besonderer Wert gelegt, obwohl auch hier schon in den vergangenen Jahren Richtmaße gesetzt worden sind. Als er mit der Verdunkelung der Jungtauben gearbeitet hat, errang er auf allen Flügen den 1. RV-Preis, wobei auch Konkurse vom 1. - 51., 1. – 38., 1. – 31. usw. die Konkurrenz staunen liessen.

 
Die Reiseschläge auf dem Dach des Wohnhauses;
vom Wintergarten aus sind alle Schläge zu beobachten


Das Reisesystem der Alttauben ist die einfache Witwerschaft. Jedes Paar zieht vor der Reise 2 Jungtauben groß, dann erfolgt die Umstellung auf die Witwerschaft. Es werden auch Weibchen geschickt, deren Partner dann zu Hause bleibt. Die Reise wird mit ca. 45-50 Tauben begonnen, private Trainingsflüge hat es unter der Woche in 2003 nicht gegeben. Wenn die Tauben in der Leistung nachlassen, wird schon mal gemeinsamer Freiflug der Vögel und Weibchen gewährt. Nach dem Flug bleiben die Tauben bis zu 2 Stunden, je nach Schwere des Fluges, zusammen. Die Fütterung wird den Anforderungen angepasst. Es wird leichtes Futter als Basismischung genommen, dem dann Witwerfutter, Mais und Sonnenblumenkerne beigemischt werden. Medikamente gibt es nur nach tierärztlicher Verordnung, ansonsten wird viel mit Obstessig und natürlichen Produkten gearbeitet.

Auf die Frage, was die meissten Züchter falsch machen, antwortet Helmut:
1. Ich glaube, viele Züchter schauen zu oft nach der endlosen Abstammung einer Taube.
2. M. E. werden Tauben geschickt, die nicht ausreichend gesund sind und daher nicht ihre volle Leistung bringen können.

Aufgrund des Taubenmaterials und des Fachwissens wird auch in den nächsten Jahren mit Helmut Biegel bei den Meisterschaften zu rechnen sein. Wir danken Helmut Biegel für die freundliche Aufnahme.



3. Regionalverbandsmeister wurde der Sportfreund Werner Vortkamp aus der RV Epe. Werner Vortkamp ist Jahrgang 1934, ebenfalls Rentner. Er betreibt den Taubensport seit 1953 und hat ebenfalls ist der RV Ahaus begonnen. Seit 1981 reist er in der RV Epe, die im Regionalverband die kürzeste Vermessung hat.

 
Blick in den Reiseschlag

Hervorzuhebende Erfolge in 2003 sind die 3. Regionalverbands-Meisterschaft, die 2. Weibchen-Regionalverbands-Meisterschaft, die 2. RV-Meisterschaft, die 2. RV-Weibchen-Meisterschaft, Erringung der Sportuhr und 3 erste Konkurse in der RV.

Die Versorgung der Tauben ist mit erheblichem Aufwand verbunden. Die Taubenschläge stehen ca. 1 km von zu Hause entfernt auf dem Grundstück seiner Tochter.

 
Teilansicht des Schlages, der sich auf dem Grundstück der Tochter befindet

Auch hier die Frage nach dem Taubenmaterial. Es sind überwiegend Tauben von Günter Hülskötter aus der RV Borghorst. Mit deren Einführung ging es mit den Erfolgen steil nach oben. Über Winter werden ca. 120 Tauben gehalten. Für den eigenen Bedarf werden ca. 80 Jungtauben gezüchtet, wobei auf das Spiel mit den Jungtauben kein besonderer Wert gelegt wird. Die Jungtauben müssen „vom Sitzbrett“ fliegen, verdunkelt wird nicht.

Als Reisesystem wird die totale Witwerschaft praktiziert, wobei nur in Einzelfällen der Partner mal zu Hause bleibt. Bei einem Preisflug ist der Schlag leergefegt. Vor der Reise zieht jedes Paar 2 Jungtauben auf, beim 2. Gelege wird nach 6 Tagen brüten umgestellt. Mit ca. 80 Tauben wird die Reise begonnen. Männchen und Weibchen kommen vor dem Einsetzen kurz zusammen. Nach dem Preisflug bleiben sie immer ca. 2 Stunden zusammen, wobei dies aber je nach Schwere des Fluges variieren kann. Sollte auch hier die Leistung in der 2. Hälfte der Saison nachlassen, wird ein gemeinsamer Freiflug gewährt, bei Trainingsflügen werden die Weibchen nicht gezeigt.

 
Werner Vortkamp mit seiner besten Täubin 08952 97 853 in 2003 10 Preise mit 3312 Prkm

Es wird grundsätzlich leicht gefüttert, dem Grundfutter werden je nach Schwere des vergangenen Fluges Sonnenblumenkerne, Mais und Witwerfutter beigemischt. Ansonsten werden die Produkte der Verbandsklinik zur Unterstützung der Regeneration eingesetzt. Medikamente kommen nur nach vorheriger tierärztlicher Konsultation zur Anwendung.

Auch hier die Frage nach den Fehlern der anderen Züchter. Werner Vortkamp:
1. Die Frage kann man so generell nicht beantworten, man muss das individuell bei jedem Züchter sehen.
2. Auf jeden Fall der funktionierende Schlag, Be- und Entlüftung müssen stimmen.
3. Die Taube muß gesund sein, das ist das A und O des Taubensport.

Auch mit Sportfreund Werner Vortkamp ist in Zukunft bei den Meisterschaften aufgrund des Taubenmaterials und seines Fachwissens zu rechnen. Wir danken ihm ebenfalls für die freundliche Aufnahme in seinem Haus.

Hans Vennemann (Text)
Arnold Mönnich (Fotos)